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Weihnachten – jetzt heißt es, Ruhe zu bewahren

(imi) Ungefähr 14.700.000 Ergebnisse in 0,50 Sekunden spuckt die bekannte Suchmaschine aus, wenn man sie mit den Worten „Weihnachten und Stress“ füttert. Und wie lautet das Ergebnis für „Lehrer und Stress“? Jetzt liegt die Zahl sogar bei 22.000.000 Meldungen. Diese kleine Spielerei hat natürlich wenig Aussagekraft, aber es lässt sich zumindest erahnen, dass das Zusammentreffen von Referendariat und Weihnachten eine unangenehme Spannung entfalten kann.

Woran liegt das? In der Weihnachtszeit verdichten sich Aufgaben und Ansprüche, beruflich und privat. Das gilt für die meisten Menschen. Im Referendariat kommt erschwerend hinzu, dass die angehenden Lehrerinnen und Lehrer in einer permanenten Prüfungssituation stehen. Sie erleben fast täglich Beobachtung, Bewertung und eine sehr hohe Arbeitsbelastung. Gerade in den ersten Monaten des Referendariats haben sich Routinen zur Bewältigung des Pensums noch nicht eingespielt und der Umgang mit Schülerinnen und Schülern im Unterricht erfordert eine hohe Konzentration. Nicht zu vergessen sind die eigenen Ansprüche , die den Stress im System zusätzlich befeuern.

Kleine Gesten, große Wirkung

Genau jetzt im November, ist eine gute Zeit dafür, Entspannungsrituale einzuüben, die in der Weihnachtszeit eine segenreiche Wirkung haben können. Zu den wissenschaftlich erwiesenen Methoden gehören die Berührung des eigenen Körpers wie beispielsweise eine Hand auf den Bauch legen, sich kurz an der Schulter berühren oder bewusstes Stehen mit Konzentration auf den Kontakt der Füße auf dem Boden. Die wohltuenden, schlichten Gesten oder bewusste Haltungen mit positiven Gedanken wie „Ich bin ganz ruhig“, oder „Ich stehe gut und sicher“ zu koppeln, beruhigen zusätzlich. Von negativ formulierten Gedanken wie „Ich lass´ mich nicht stressen“ hingegen ist abzuraten. Die Entspannung muss in der Phase des Übens wahrgenommen werden, damit sie sich später auf stressige Situationen übertragen lässt. Nach wenigen Wochen täglicher, kurzer Übungseinheiten wirken sich Gesten und Haltungen auf den inneren Gefühlszustand aus und bringen einen Menschen in einen entspannten Modus.

Dem Körpergedächtnis auf der Spur

Diesen Mechanismus, kennen Schauspielerinnen und Schauspieler aus ihrer Ausbildung: Es ist das Körpergedächtnis. Um dieses abrufen zu können, werden Positionen und Körperhaltungen auf der Bühne mit den dazugehörigen Emotionen und dem Text verknüpft. Zu der Wirkung des Körpergedächtnisses forscht Dr. Esther Kühn an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Sie möchte herausfinden, wie körperliche Erfahrungen, beispielsweise Berührungen, abgespeichert werden und darüber hinaus die Psyche beeinflussen. Mit 1.500.000 Euro hat die Neurobiologin hierfür im September 2020 sogar den höchsten europäischen Forschungspreis für Nachwuchswissenschaftler gewonnen.

„80 Prozent sind gut genug“

Zurück zu Weihnachten, wo es festlich, harmonisch und liebevoll zugehen soll, wo für jede und jeden das richtige Geschenk überlegt und auch in der Schule ein wenig vom Geist der Weihnacht zu spüren sein soll. Angesichts der Ansammlung von Ambitionen und Erwartungen kann die 80/20-Regel einen Teil des Stresses mildern. Diese Regel hilft insbesondere zur Perfektion neigenden Menschen nicht zu erschöpfen. „80 Prozent sind gut genug“ heißt die Botschaft. Langfristig gesehen verändert diese Regel die eigene Haltung zu Leistung. Denn die restlichen 20 Prozent, die für die 100 prozentige Leistung nötig sind, benötigen ungleich mehr Aufwand und Energie als die ersten 80 Prozent. Man sollte sich deshalb gut überlegen, wo diese Anstrengung wirklich angebracht ist.

Inge Michels

Kompakt:
In der Weihnachtszeit die Ruhe zu bewahren – das ist für Referendarinnen und Referendare nicht leicht. In den Wochen vor Weihnachten kollidiert der Stress des Referendariats mit den privaten Bedürfnissen nach adventlicher Ruhe und Muße. Wer sich entlasten möchte, kann lernen, seine Ansprüche zu verändern oder üben, mit unspektakulären Gesten innezuhalten. Das Körpergedächtnis hilft dabei.