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Ein Zeitplan bewirkt Wunder

(sl) Sie sind noch keine „alten Hasen“ im Beruf. Routine konnte sich noch nicht einstellen. Entsprechend wichtig sind eine gute Selbstorganisation und ein präzises Zeitmanagement für Referendarinnen und Referendare. Besonders auch, wenn es im neuen Jahr wieder losgeht.

Fatih Uzun ist gerade einmal 27 Jahre alt. Seit einem halben Jahr absolviert er seinen Vorbereitungsdienst, an der Bertolt-Brecht-Gesamtschule in Bonn. Er unterrichtet Englisch und Spanisch in drei Klassen selbstständig. Er ist verantwortlich für das, was sich im Klassenzimmer abspielt. Eine hohe Verantwortung. Eine, die ihn immer wieder fordert. Besonders auch, wenn es darum geht, sich und seinen Tagesablauf zu strukturieren, seine eigene Zeit und die im Unterricht zu managen. Offen gesteht er: „Nach den Ferien stehe ich gefühlt wieder am Anfang.“ Aus Gesprächen weiß er - sein Gefühl teilen viele seiner Kolleginnen und Kollegen, die schon bald in den Schuldienst übernommen werden wollen.

Wenn Aufgaben zu Bergen wachsen

Was aber macht den „Stress“ aus - direkt nach den Ferien, aber auch im Verlaufe eines Schuljahres? Fatih Uzun erinnert sich an die jüngsten Herbstferien. Viel, so sagt er, habe er mit nach Hause genommen, beispielsweise Klassenarbeiten. Aber auch die Notwendigkeit, den Unterricht für die ersten Tage nach der Zeit ohne Schule vorzubereiten. Im Herbst des Jahres 2020, das durch die Corona-Pandemie ohnehin eines mit besonderen Herausforderungen war, habe er erst einmal „eine Woche gar nichts für die Schule getan.“

Heute weiß er: „Das hat sich gerächt.“ Denn in der zweiten Woche wirkte der Stapel Arbeit auf seinem Schreibtisch übermächtig. Eine Situation, die der junge Referendar künftig gerne vermeiden würde. Sonst, so befürchtet er, kann es angesichts des Berges von Aufgaben schnell schon einmal auch zu einer Blockade kommen: „Wo soll ich nur anfangen?“ Uzun nimmt als Erfahrung mit: „Künftig werde ich meine Zeit anders planen. Zumal ich so am Ende der Ferien das Gefühl hatte, ich hätte gar keine Ferien gehabt.“

Tipps von Erfahrenen

In normalen Schulwochen hat er sich nun einen festen Tag komplett für die Planung kommender Unterrichtseinheiten, die er zuhause erledigen muss, reserviert: immer wieder mittwochs… Dafür gönnt er sich am Wochenende etwas Erholung. Wenn das Thema im Kreis anderer Referendarinnen und Referendare zur Sprache kommt, rät er schon einmal, einen Zeitplan für die Woche schriftlich festzuhalten und sich exakt an ihm zu orientieren. Er schränkt ein: „Eine allgemeingültige Regel kann man dafür nicht aufstellen. So etwas ist stark vom eigenen Typ abhängig.“

Während der universitären Ausbildung standen Organisation und Zeitmanagement niemals auf der Agenda. Höchstens einmal im lockeren Austausch mit Gleichgesinnten. Und so verließ Uzun die Uni im trügerischen Glauben „Ich bin gut organisiert.“ Wenige Monate später weiß er: „Ich habe das, was auf mich zukommt, unterschätzt.“ Dankbar zeigt er sich daher für den wöchentlichen Austausch mit seiner Ausbildungslehrerin an der Gesamtschule. „Gerade in stressigen Phasen tut das gut und gibt mir wertvolle Anhaltspunkte“, betont er.

Vorbereitung ist das A und O

Er weiß um den Zeitaufwand, Unterricht vorzubereiten: „Die Vorbereitung ist die eigentliche Arbeit.“ Einzelstunden zu planen, fällt ihm nicht schwer. Eine Unterrichtsreihe vorzubereiten dagegen schon. „Da fehlt uns Jüngeren einfach die Erfahrung. Dinge, für die ich Minuten einkalkuliere, fressen auf einmal eine Viertelstunde auf. Und schon ist mein Plan hinfällig“, gesteht er. Wer einmal diese Erfahrung habe sammeln müssen, neige leicht dazu, von Stunde zu Stunde zu planen. Uzun: „Dadurch sitzt Du dann zuhause täglich an der Unterrichtsvorbereitung.“

Kann er ältere Kolleginnen und Kollegen fragen? „Ja“, meint der Referendar, „wir tauschen uns aus und sie sind auch bereit, Erfahrungen und Material zu teilen.“ Er schiebt das „Aber“ hinterher: „Ich möchte nicht nur übernehmen, was mir vorgesetzt wird. Ich möchte meinen Stil finden.“ Das kann auch schon einmal stundenlange Materialrecherche im Internet bedeuten. So wird die Nacht schon mal zum Arbeitstag.

Das gilt für ihn auch, wenn es um die Korrektur von Klassenarbeiten geht. Sie erfordern hohe Konzentration, vor allem aber stelle man sich als Anfänger immer wieder die Frage: Wie korrigiert man? Welchen Wert spricht man welcher Leistung zu? Uzun denkt beispielsweise an die Wertigkeit der Rechtschreibung. Räumt man ihr drei Punkte ein? Ab welcher Fehlerzahl wird ein Punkt abgezogen? Ein wenig bedauert er, dass es dafür keine Standards gibt. Kollege X wertet anders als Kollegin Y.

Fünf goldene Regeln

„Als Referendar versucht man, vielleicht netter zu sein, es sich nicht mit den Schülerinnen und Schülern zu verscherzen.“ Wohl nicht nur bei der Bewertung. Uzun: „Man ist allein schon aufgrund des Alters nahe an Lernenden dran, kennt ihre Interessen, findet häufig cool, was sie cool finden.“ Das wirkt sich auch auf die Vorbereitung des Unterrichts und damit die Selbstorganisation sowie das Zeitmanagement aus: Grübeln, ob das „Angebot“ passt, kostet Stunden. Zumal Kernlehrpläne, Termine unterschiedlichster Natur, Lernziele und Kernkompetenzen stets auch im Blick behalten werden müssen.

Und darum empfiehlt Fatih Uzun:

  1. klare Arbeitsstrukturen zu entwickeln und anzupassen
  2. frühzeitig, mit der Planung von Unterrichtsreihen zu beginnen
  3. ausreichend Zeit einzuplanen, um Klassenarbeiten vorzubereiten, Material zusammen- und Bewertungskriterien aufzustellen
  4. dienstliche Arbeit regelmäßig zu erledigen
  5. den Austausch mit anderen Referendarinnen und Referendaren sowie erfahrenen Lehrkräften zu suchen