Von Autor:in zu Autor:in

Was unsere Autorenschaft zu der Arbeit als Schulbuchautor:in sagen...

Wie heißen Sie?

Sven Christoffer

Was machen Sie - wenn Sie gerade keine Schulbücher schreiben?

Ich bin Lehrer an der Realschule Hamborn II im Duisburger Norden und unterrichte dort die Fächer Deutsch und Geschichte. Seit Kurzem bin ich zudem Personalratsvorsitzender für Lehrkräfte an Realschulen im Regierungsbezirk Düsseldorf. Da ich auch noch Vater von drei Kindern bin, erübrigt sich die Frage nach weiteren Hobbys leider.

An welchem Klett-Buch arbeiten Sie (mit)?

Ich bin im zeitreise-Team und habe in der Vergangenheit auch beim Lehrwerk „mitmischen“ mitgemischt.

Ein Schulbuch entsteht im Team: Wie würden Sie einem neuen Autoren/einer neuen Autorin die Arbeitsabläufe beschreiben?

Am Anfang steht eine Reihe von Autorenkonferenzen. Das ist immer eine besonders spannende Zeit, denn hier werden Gesicht, Konzept und Richtung des neuen Lehrwerks festgelegt – auch wenn sich im Verlauf der Arbeit im Detail noch viele Dinge ändern. Natürlich bringen die Redakteure Ideen und ein grobes Gerüst mit in diese Konferenzen, aber meine Erfahrung ist, dass die Ansichten der Autoren als „Praktiker“ sehr hoch geschätzt werden und deren Vorschläge deshalb immer wieder in die Konzeption miteinfließen. Anschließend machen sich die Autoren daran, erste Probeseiten zu entwickeln, die dann wiederum im Team besprochen und aufeinander abgestimmt werden. Wenn alle das Gefühl haben, dass es passt, geht es daran, die Manuskripte zu erstellen. Nachdem diese mit der Redaktion besprochen und ins Layout gesetzt wurden, wird an den Details gefeilt. Da geht es z.B. um die Menge des Verfassertextes, einzelne Formulierungen und Aufgabenstellungen, die Auswahl und die Größe der Materialien. Und wenn das Schulbuch steht, ist ja auch noch das Beiwerk zu erstellen: Lehrerband, Kopiervorlagen, online-Arbeitsblätter …

Was muss ein guter Schulbuchautor/eine gute Schulbuchautorin können?

Verfassertexte zu schreiben, Materialien zu recherchieren und Arbeitsaufträge zu formulieren, ist sicherlich das „Handwerkszeug“. Aber die eigentliche Kunst besteht darin, sich vorstellen zu können, wie aus der Mixtur dieses Handwerkszeugs Unterrichtsstunden entstehen könnten, die im besten Fall kleine Sternstunden sind.

Was ist das schönste Gefühl beim Schulbuchmachen?

Da gibt es viele Momente:
- der Moment, in dem man den letzten Satz seines Manuskripts ausformuliert.
- der Moment, in dem man das gedruckte Buch zum ersten Mal in den Händen hält.
- der Moment, in dem man zum ersten Mal auf Fortbildungsveranstaltungen vor die Kolleginnen und Kollegen tritt und das, woran man jahrelang gearbeitet hat, präsentiert.

… und dann gab es da noch den Moment, in dem ich stellvertretend für das zeitreise-Team auf der Leipziger Buchmesse den Preis „Schulbuch des Jahres“ entgegennehmen durfte – ein wirklich „ausgezeichnetes“ Gefühl!

Welche Erwartungen ans Schulbuchmachen erfüllen sich nur selten oder nie?

1. Dass die erste Version des Manuskripts auch die letzte ist.
2. Dass man Seiten erstellt, die Schülern, Lehrern, Co-Autoren, Redakteuren und den Mitarbeitern des Schulministeriums gleichermaßen und ausnahmslos gut gefallen.

Warum sollte jeder einmal in seinem Leben ein Schulbuch machen?

… weil es ein tolles Gefühl ist, mit den eigenen Büchern zu unterrichten.
… weil es Spaß macht, Teil eines Teams zu sein, das mit viel Leidenschaft für die Sache und Liebe zum Detail an einer Idee arbeitet und diese in die Tat umsetzt.
… weil es den eigenen Horizont erweitert.

In den 10 Jahren meiner Autorentätigkeit habe ich unglaublich kompetente Menschen kennengelernt und in der Zusammenarbeit von ihrem Wissen und Können enorm profitiert.

Wie heißen Sie?

Dirk Zorbach

Was machen Sie - wenn Sie gerade keine Schulbücher schreiben?

Realschullehrer für Geschichte, Deutsch und Erdkunde und Fachleiter für Geschichte am Studienseminar Koblenz.

An welchem Klett-Buch arbeiten Sie (mit)?

Zeitreise

Ein Schulbuch entsteht im Team: Wie würden Sie einem neuen Autoren/einer neuen Autorin die Arbeitsabläufe beschreiben?

Alle Fäden laufen beim zuständigen Redakteur zusammen. Er koordiniert die Aufgaben, gibt Rückmeldungen und behält den Überblick über das gesamte Projekt. In der Regel trifft sich das Autorenteam zu Beginn der Arbeit an einem Buch, um die allgemeine Struktur und Konzeption des neuen Werks zu besprechen. Häufig gibt es hier schon einige Vorgaben von Verlag, oft liegt auch eine alte Ausgabe des Lehrwerks vor, von der man bei einer Neubearbeitung oder einem neuen Buch ausgehen kann.

Auf der Grundlage der gültigen Lehrpläne werden Themeneinheiten geplant und ein ungefährer Seitenplan für die einzelnen Kapitel erstellt. In der Regel ist dann ein Mitglied des Autorenteams für ein Kapitel zuständig.

Die nun folgende Arbeit, das Entwickeln und Konzipieren der einzelnen Seiten eines Kapitels nach den allgemeinen Vorgaben der Konzeption, geschieht in der Regel individuell zu Hause. Dabei ist ein enger Kontakt mit dem Redakteur per e-Mail oder Telefon jederzeit möglich. Jeder Autor hat in der Regel feste Termine, bis wann er bestimmte Seiten bzw. Kapitel geschrieben haben sollte. Meist sind das einige Wochen oder sogar Monate. Bei der Erstellung einer Seite hat der Autor in der Regel viele Freiheiten, auch was die Auswahl der Materialien angeht. Hier ist aber z.B. auch die Frage der Rechte an Bildern zu klären. Dafür sind immer genaue Quellenangaben nötig.

Bis zur Endfassung eines Kapitels gibt es in der Regel einige Treffen des Autorenteams, bei dem einzelne Seiten vorgestellt und besprochen werden. Diese gemeinsame Arbeit an den Manuskripten ist sehr wichtig für das ganze Buch, da hier auch noch mal allgemeine Punkte besprochen werden können, die sich erst während des Schreibens ergeben und die dann in alle Kapitel einfließen.

Nach Abschluss der Manuskripte werden die Seiten gesetzt, der Text muss auf das Layout des Buches angepasst werden und die Größe der Abbildungen festgelegt werden. Das erledigt der Redakteur in Absprache mit dem Autor.

Was muss ein guter Schulbuchautor/eine gute Schulbuchautorin können?

Ein guter Schulbuchautor sollte immer auch ein kreativer und motivierter Lehrer sein, der sich in die Struktur einer Unterrichtsstunde hineindenken kann, für die er eine Lehrbuchseite konzipiert. Er muss also didaktisch denken. Ein guter Schulbuchautor sollte aber auch aus der Sicht der Schüler denken und sich fragen, wie ein Thema interessant und motivierend aufgearbeitet werden kann.

Ein guter Schulbuchautor sollte sich in seinem Fach gut auskennen, um aus der Fülle von möglichen Schwerpunkten und Materialien für eine Themenseite die Inhalte auszuwählen, mit denen man ein Thema gut im Unterricht umsetzen kann.

Ein guter Schulbuchautor sollte Inhalte sprachlich gut auf den Punkt bringen können, denn die Schulbuchtexte sind meist eher kurz, sollten trotzdem alle wesentlichen Aspekte enthalten und auch noch gut lesbar sein. Aber keine Angst: Das kann man trainieren! Ein guter Schulbuchautor sollte gut in einem Team arbeiten können, in dem Strukturen gemeinsam festgelegt und über ein ganzes Buch durchgehalten werden müssen. Er sollte auch mit konstruktiver Kritik umgehen können, denn häufig ist der erste Entwurf für eine Seite nicht gleich die Endfassung!

Was ist das schönste Gefühl beim Schulbuchmachen?

Das ist (natürlich!) der Moment, wenn am Ende das fertige Buch zum ersten Mal vor einem liegt und man es tatsächlich in die Hand nehmen und darin blättern kann. Ein schönes Gefühl ist aber auch, wenn man endlich den richtigen Weg für die Gestaltung einer Themenseite gefunden hat oder wenn man bei einem Teamtreffen gemeinsam eine neue Idee für bestimmte Themenseiten entwickelt und konzipiert.

Welche Erwartungen ans Schulbuchmachen erfüllen sich nur selten oder nie?

1. Schulbücher schreiben macht reich.
2. Schulbücher schreiben geht so ganz leicht nebenher.
3. Wir schreiben als Team das perfekte Schulbuch und verwirklichen alles, was wir an anderen Büchern immer kritisiert oder vermisst haben.

Wie hat Ihre Autorentätigkeit Ihren Blick auf Schule und Bildung verändert?

Spannend an der Schulbucharbeit ist natürlich, dass man mit jeder Seite, die man plant, auch seinen eigenen Unterricht hinterfragt und nach Alternativen für ein bestimmtes Thema sucht. Besonders interessant ist es aber auch, Schule einmal nicht aus der Innensicht eines Lehrers, sondern auch aus der Sicht eines Schulbuchverlages zu sehen. Auch hier gibt es Bedürfnisse und Zwänge, die man als Lehrer in der Regel nicht kennt.

Warum sollte jeder einmal in seinem Leben ein Schulbuch machen?

… weil man hierbei die Möglichkeit hat, über das Schulbuch Lernen aktiv mitzugestalten und eigene Schwerpunkte und Themen einzubringen
… und nicht zuletzt: Weil es Spaß macht!

… oder warum lieber nicht?

… weil man vielleicht immer wieder feststellt, dass es gar nicht so leicht ist, ein Buch zu machen, mit dem man selbst zufrieden sein kann. Lehrer sind halt kritisch…!

Dieter Greulich ist seit einigen Jahren einer der Autoren vom Lambacher Schweizer. Wir haben ihm einige Fragen zu der Arbeit als Schulbuchautor und zu seinen persönlichen Erfahrungen gestellt.

Wo und in welchen Fächern sind Sie als Lehrkraft tätig?

Ich unterrichte Mathematik, Französisch und Informatik am Johann-Vanotti-Gymnasium in Ehingen.

An welchem Unterrichtswerk sind Sie als Autor beteiligt?

Seit 2004 bin ich Teil des Autorenteams zum Lambacher-Schweizer.

Wie sind Sie dazu gekommen, als Autor für den Ernst Klett Verlag zu arbeiten? Was hat Sie motiviert?

Wenn man sich anschaut, wie Lehrerinnen und Lehrer ihren Unterricht vorbereiten und an was sie sich orientieren, so stellt man fest, dass dabei das eingeführte Mathematikbuch bei den meisten Kolleginnen und Kollegen eine wichtige Rolle spielt. Dies bedeutet umgekehrt, dass die Art und Weise, wie das entsprechende Mathematik-Buch aufgebaut ist, einen großen Einfluss darauf hat, wie an den Schulen unterrichtet wird. Ich fand und fnde es reizvoll auf diesen Prozess als Autor des Lambacher-Schweizer maßgeblichen Einfluss zu nehmen. Deshalb habe ich mich vor 8 Jahren aktiv an den Verlag gewandt und angefragt, wie man Autor werden könne. Vier Wochen später war ich beim Vorstellungsgespräch in Stuttgart, weitere vier Wochen später wurde ich zu einer Autorensitzung zum Lambacher-Schweizer eingeladen.

Was macht für Sie gutes Unterrichtsmaterial aus?

Gutes Unterrichtsmaterial muss verlässlich sein und muss vom Lehrer ohne große Einarbeitung erfolgreich eingesetzt werden können.

Wie sah die Zusammenarbeit mit dem Verlag aus? Wie lange hat es von der Idee bis zur Umsetzung gedauert?

Von der Startsitzung bis zum fertigen Buch vergeht in der Regel fast ein ganzes Jahr. Beim Lambacher-Schweizer ist man als Autor für ein Kapitel zuständig. Man erstellt eine erste Manuskriptfassung, die dann im Kreis aller Autoren besprochen wird. Danach folgt die 2. Manuskriptfassung die wieder besprochen wird und danach so überarbeitet wird, dass sie in der Endfassung mündet. Insgesamt bedeutet dies einiges an häuslicher Arbeit und ca. 8 bis 10 1,5-tägige Autorensitzungen am Wochenende. Wenn die Endfassung dann abgegeben ist, ist die Arbeit noch nicht zu Ende. Einge Wochen später erhält man die Druckfahnen und die Grafiken, welche man Korrektur lesen muss. Gleichzeitig muss man die Lösungen für das Lösungsbuch erstellen und einen didaktischen Kommentar für den Serviceband schreiben.

Das hört sich nicht nur nach viel Arbeit an, sondern ist es auch. Aber es handelt sich um sehr spannende und befriedigende Arbeit. Besonders schätze ich den Austausch mit den Kollgen im Rahmen der Autorensitzungen. Hier erhalte ich immer wieder neue Impulse auch für meinen eigenen Unterricht. Die Zusammenarbeit mit dem Verlag ist durchweg angenehm und reibungslos. Die Redakteure und Assistenten von Klett unterstützen die Autoren wo es nur geht.

Was war das für ein Gefühl, als Sie Ihr Buch das erste Mal in den Händen hielten?

Das erste eigene Buch hat mich schon mit Stolz erfüllt. Noch heute bin ich dankbar dafür mit "meinen eigenen Büchern" Mathematik unterrichten zu können.

Würden Sie beim nächsten Mal etwas anders machen?

Immer doch! Stillstand wäre ein Rückschritt!

Worauf sollte ein „Neu-Autor“/ eine „Neu-Autorin“ Ihrer Meinung nach achten? Was würden Sie jemandem raten?

Wenn Sie gerne unterrichten und Spaß an Fachdidaktik haben, dann könnte der Autorenjob für Sie etwas sein. Allerdings müssen Sie dafür schon einiges an Zeit an Wochenenden und in den Ferien einplanen. Aber es lohnt sich!

Evelyn Walach ist Mitautorin der Russisch-Lehrwerke Konetschno und Dalsche. Über ihre Erfahrungen als Schulbuchautorin berichtet sie im folgenden Gespräch.

Frau Walach, wo und in welchen Fächern sind Sie als Lehrkraft tätig?

Ich arbeite in Berlin als Fachbereichsleiterin Fremdsprachen am Johann-Gottfried-Herder-Gymnasium, einem Gymnasium mit sprachlichem Profil. Selbst unterrichte ich die Fächer Französisch, Russisch sowie Polnisch im AG-Bereich.

Wie sind Sie dazu gekommen, als Autorin für den Ernst Klett Klett zu arbeiten und was hat Sie motiviert?

In meiner Unterrichtspraxis habe ich schon immer das Bedürfnis verspürt, Unterricht nicht zur Routine werden zu lassen, Schülern Lust am Lernen zu vermitteln, sie für Sprachen zu begeistern. Um dies zu erreichen, war ich bestrebt mich stets selbst von Neuem zu motivieren, nach interessanten Materialien und neuen Formen des Unterrichts Ausschau zu halten, selbst Arbeitsmaterialien zu entwickeln.

Diese habe ich im Rahmen der Berliner Lehrerfortbildung vor Fachkollegen gern weiter gegeben und diskutiert. Als Fachseminarleiterin bot sich mir mehrere Jahre lang die Möglichkeit, Unterricht mit Referendaren gemeinsam zu reflektieren und interessante Möglichkeiten der Umsetzung zu suchen.

Besonders motiviert hat mich die Arbeit als Autorin vor allem deshalb, weil die bis dahin an deutschen Schulen verwendeten Russisch-Lehrwerke in methodisch-didaktischer Hinsicht nicht dem Stand in den anderen modernen Fremdsprachen entsprachen. Der Wunsch, Russisch auf einer Ebene mit den übrigen modernen Fremdsprachen zu sehen, war daher groß.

Welche Erfahrungen haben Sie mit anderen Lehrwerken gemacht?

Vorgänger-Lehrwerke in Russisch zeichneten sich in der Regel durch tradierte Inhalte, künstliche, stereotype Dialoge aus und eine wenig jugendgemäße Sprache, waren im Vergleich zu Französisch- Lehrwerken, mit denen ich parallel arbeitete, wenig motivierend.

Die inzwischen gemachten Erfahrungen mit dem Lehrwerk Konetschno sind rundum positiv. Inhalte, Protagonisten und Bildmaterial werden von den Schülern als ansprechend, authentisch und aktuell empfunden, machen auf Russland neugierig. Durch geschaffene Sprechanlässe, Tasks, Projekte erreichen die Schüler einen hohen Grad an Sprechkompetenz, trainieren von Beginn an ihre Kommunikations- und Handlungsfähigkeit.

Was macht für Sie gutes Unterrichtsmaterial aus?

Es muss für die jeweilige Altersstufe gut durchdacht sein, sowohl im Hinblick auf die Stoffreduktion als auch auf die Inhalte. Es sollte interessante, interkulturell relevante Themen ansprechen, bei denen sich die Schüler in ihrem Alltag wieder finden können. Wichtig ist ebenfalls eine klare, ansprechende, punktuell auch originelle und witzige Präsentation des Lernstoffes.

Wie sah die Zusammenarbeit mit dem Verlag aus? Wie lange hat es von der Idee bis zur Umsetzung gedauert?

Das Konzept für die einzelnen Bände wurde auf Tagungen zwischen den Autoren und der Redaktion entwickelt. Das Team ging dabei in der Regel bei nettem Arbeitsambiente an unterschiedlichen Orten in Deutschland an zwei bis drei Wochenenden im Jahr in Klausur. Autorenpaare übernahmen jeweils die Ausarbeitung einer Lektion, wobei insgesamt gesehen der Großteil der Arbeit am eigenen PC zu leisten war. Zum Teil waren die Tagungen aber auch von Workshop-Phasen durchsetzt, in denen ein Autorenteam mit jeweils einem Redaktionsmitglied am konkreten Verfassen von Übungen arbeitete. Die gemeinsamen schöpferischen Pausen, die Mahlzeiten am Tagungs- als auch außerhalb des Tagungsortes mit kleinen Rundgängen durch die Altstadt schweißten das Entwicklerteam im Laufe der Zeit zusammen, so dass – nach gemeinsam durchschrittener Wegstrecke von fünf Jahren - beim letzten Treffen eine durchaus nostalgische Stimmung zu spüren war.

Was war das für ein Gefühl, als Sie Ihr Buch das erste Mal in den Händen hielten?

Das erste Durchblättern des Bandes war ein sehr erwartungsvoller und zufriedenstellender Moment. Man ist gespannt, welche Wirkung vom Gesamtprodukt ausgehen wird, wie gewisse Details, Illustrationen konkret umgesetzt wurden und freut sich über schön gestaltete Seiten, gut gewählte Fotos, lustige Illustrationen. Das als Endprodukt zu sehen, an dem man lange gefeilt hat, bei dem z.T. divergierende Meinungen zusammenzuführen und Überarbeitungen zu leisten waren, bereitet in jedem Fall große Freude. Als sehr schön empfand ich auch den Moment, als die Schüler meinen Namen in ihrem Lehrbuch entdeckt hatten, dabei natürlich stolz auf ihre Lehrerin waren und dann gleich viele Fragen zur Entstehung des Lehrwerks hatten.

Würden Sie beim nächsten Mal etwas anders machen?

Grundsätzlich nein. Durch die gemachten Erfahrungen würde ich einiges aber sicher professioneller angehen. Vieles hängt natürlich von dem konkreten Projekt ab und von den daran beteiligten Personen, Arbeitsabläufe müssen daher in dem jeweiligen Team diskutiert und ausgehandelt werden.

Worauf sollte ein „Neu-Autor“/ eine „Neu-Autorin“ Ihrer Meinung nach achten? Was würden Sie jemandem raten?

Eine wichtige Voraussetzung ist in jedem Fall, Spaß an kreativer Arbeit zu haben. Darüber hinaus sollte man offen für neue Unterrichtsformen sein, gern im Team arbeiten und sein Zeitmanagement im Griff haben. Wesentlich für die Arbeit ist auch die regelmäßige Lektüre von Fachzeitschriften, die das methodische Repertoire erweitern, sowie die Lektüre von Zeitungen und Zeitschriften, vor allem Ju-gendzeitschriften, deren aktuelles Hintergrundwissen für das Verfassen der Lehrbuchtexte und Übungen sehr hilfreich ist.

Vielen Dank für das Gespräch!

Oliver Wegner ist seit über einem Jahr Autor für die differenzierende Ausgabe der Reihe PRISMA. Wir haben ihm einige Fragen zu der Arbeit als Schulbuchautor und zu seinen persönlichen Erfahrungen gestellt.

Was machen Sie – wenn Sie gerade keine Schulbücher schreiben?

Hauptberuflich bin ich stellvertretender Schulleiter einer Realschule und Lehrer für die Unterrichtsfächer Physik und Sozialwissenschaften. Ehrenamtlich übernehme ich bei der Feuerwehr verschiedene Funktionen und Aufgaben.

Ein Schulbuch entsteht im Team: Wie würden Sie einem neuen Autoren/einer neuen Autorin die Arbeitsabläufe beschreiben?

Eine kleine Gruppe von gut zusammenarbeitenden Autorinnen und Autoren arbeitet unter der Federführung einer Klett-Redakteurin/eines Klett-Redakteurs an einem Projekt. Von Beginn bis zum endgültigen Abschluss trifft man sich einige Male an einem Wochenende in einem Tagungshotel, um grundlegende Aspekte im Team abzusprechen. Einige begleitende Telefonate und E-Mails runden die Betreuung seitens des Verlages ab. Jede Autorin/jeder Autor erhält einen festen und genau definierten thematischen Arbeitsauftrag nebst dazugehörigem Abgabetermin. So kann man sich die Arbeit völlig frei einteilen. Sämtliche notwendigen Materialien (Bücher, Vorlagen, Lehrpläne usw.) stellt der Verlag. Insgesamt hätte ich mir die Entstehung eines Schulbuches stressiger und vor allem komplizierter vorgestellt.

Was muss ein guter Schulbuchautor/eine gute Schulbuchautorin können?

Neben einem guten Fachwissen ist Kreativität, etwas zeitliche Flexibilität sowie Verantwortungsbewusstsein gegenüber dem entstehenden Schulbuch genauso wichtig wie ein sicherer Umgang mit den üblichen EDV-Programmen. An Absprachen muss man sich halten können, um das Projekt nicht zu gefährden.

Was ist das schönste Gefühl beim Schulbuchmachen?

Etwas Eigenes entsteht! Sicherlich haben wir alle noch die damaligen Schulbücher vor Augen. Die heutige Generation von Schulbüchern ist völlig anders und moderner. Daran mitarbeiten zu dürfen ist ein tolles Gefühl. Spätestens dann, wenn man sein eigenes Buch gedruckt in den Händen hält.

Welche Erwartungen ans Schulbuchmachen erfüllen sich nur selten oder nie?

Manchmal muss man seine eigene Kreativität etwas einschränken bzw. bremsen sowie fachliche Abstriche hinnehmen, da curriculare Vorgaben der einzelnen Bundesländer genau einzuhalten sind. Das ist manchmal schade.

Wie hat Ihre Autorentätigkeit Ihren Blick auf Schule und Bildung verändert?

Sämtliche inhaltliche Materialien, die man für das neue Schulbuch erstellt, kann man natürlich für seinen eigenen Unterricht hervorragend benutzen. Genauso kann man bereits erprobte Materialien aus der beruflichen Praxis etwas aufarbeiten und bei der Erstellung von Schulbüchern verwenden. Die eigene Professionalität wächst mit jedem neuen Projekt.

Lieber Herr Wegner, herzlichen Dank für Ihre Antworten.

Mehr Informationen zur differenzierenden Ausgabe von PRISMA

Wir heißen Nina Fiedel-Gellenbeck und Alma Tamborini und sind frisch gebackene Schulbuchautorinnen. Wie es dazu gekommen ist?

Vor vier Jahren bekamen zwei Lehrerinnen (das sind übrigens wir) den Auftrag ein jahrgangsübergreifendes Mathematikkonzept für ihre Schule zu entwickeln. Denn obwohl schon seit einigen Jahren in dieser Schule jahrgangsübergreifend unterrichtet wurde, fand der Mathematikunterricht noch jahrgangsgetrennt statt. Tatkräftig stürzten sich die beiden in die Arbeit und begannen die Inhalte der Jahrgänge 1 und 2 parallel aufzubereiten. Es wurde ein eigenes kleines Matheheft (samt Cover) entworfen, in dem mathematische Inhalte im Zahlenraum 20 und 100 parallel aufbereitet wurden- also die gleichen Aufgaben nur eben in verschiedenen Zahlenräumen. Stolz auf diesen Einfall wurde dieses Matheheft 207mal für alle Kinder kopiert, gebunden und die Titelseite laminiert – natürlich von den beiden Lehrerinnen.

Nach 6 Wochen war die Euphorie verschwunden – wie soll man denn nur mit 26 Kindern in so einem Matheheft arbeiten, das davon lebt, dass die Kinder gleichschrittig mathematische Inhalte erarbeiten, wo doch Justin schon bis 100 sicher rechnen kann und Sude noch gar nicht weiß, was Zahlen überhaupt sind? Im laufenden Schuljahr machte sich Frust breit.

Was brauchen die Kinder?

Die beiden Lehrerinnen setzten sich wieder zusammen und überlegten erneut. Wie muss ein guter Mathematikunterricht gestaltet sein, indem alle Kinder entsprechend ihrer Lernvoraussetzungen arbeiten, gemeinsam über Mathematik sprechen und ihre Fähigkeit zur Selbsteinschätzung gefördert wird? Was brauchen die Kinder und Lehrer dafür? Klar, wenn jeder in seinem Tempo arbeiten soll, dann muss alles Material, was man so in zwei Schuljahren braucht im Klassenraum vorhanden sein- so strukturiert, dass Kinder und Lehrer sich zurechtfinden. Die Idee von thematischen Materialkisten wurde geboren.

Aber woher wissen die Kinder an welcher Stelle sie gerade arbeiten, was sie schon erarbeitet haben und was sie noch lernen müssen? Eine Transparenz musste her. Wieder saßen die beiden Lehrerinnen zusammen und überlegten, welche Inhalte auf so einer Transparenz auftauchen müssten und stellten bald entnervt fest, dass ein solcher Lernweg ja dreimal um den Klassenraum herum reichen würde. „Oder wie wär es mit einer Kreisform?“ Mit Bleistiften bewaffnet wurde ein kreisrunder Lernweg aufgezeichnet, mit allen Inhalten der beiden ersten Schuljahre, mit Start und Zielfeld. Noch direkt am gleichen Tag auf dem Computer entworfen, auf 9 Seiten vergrößert ausgedruckt und zusammengeklebt wurde dieses kreisrunde Ding am nächsten Tag den Kinder präsentiert. „Was ist das eigentlich?“ fragten die Lehrerinnen. „Ist doch klar, das ist ein Matherad!“ sagte ein Kind.

Monate später arbeitet die Schule mit dem Matherad, Materialkisten, Matheplänen – jedes Kind individuell in seinem Tempo – aber nicht allein.

In den Sommerferien: Die beiden Lehrerinnen überarbeiten alles nochmal. Schaffen ein neues Arbeitsheft an - das dummerweise irgendwie anders aufgebaut ist, als ihr Matherad und passen alles an ihr Konzept an.

Im kommenden Schuljahr wird weiter mit dem Konzept gearbeitet, in den Sommerferien wird wieder alles überarbeitet – denn das Arbeitsheft erwies sich als ungeeignet. „Ach hätten wir doch nur ein eigenes Arbeitsheft!“

Ein weiteres Schuljahr folgt - und wie schon in den Jahren zuvor erhalten die beiden Lehrerinnen viel Zuspruch für ihr Mathematikkonzept von anderen Schulen und Lehrern, Fachleitern und Schulräten, die die Schule zahlreich besuchen. Es entstanden Gerüchte, dass andere Schulen begannen eigene Matheräder zu entwickeln. „Aber das ist doch unser „Baby“!“

Eine Menge Mails

Motiviert von so viel positiver Resonanz wagten die Lehrerinnen den Vorstoß und schrieben mehrere Verlage an. Und hier kommt der VPM Verlag ins Spiel. Kurz nach der ersten Kontaktaufnahme fand das erste Treffen im Verlag statt. Und hier platzen die beiden mit ihrem Traum heraus „Ein eigenes Arbeitsheft, die passenden Materialien dazu – alles was man braucht – schön gedruckt, am besten schon laminiert – das wärs! Ach ja, und möglichst schnell, denn wir wollen nicht mehr in den Sommerferien alles überarbeiten!“

Der Rest ist eine Geschichte voll erfüllter Wünsche und – ner Menge Arbeit! Innerhalb eines Jahres schreiben die beiden jeden Samstag – und mal so zwischendurch – zwei Arbeitshefte, gefühlte 1000 Kopiervorlagen, entwickeln Spiele, Karteikarten, beschreiben die passenden Illustrationen, lesen Korrektur, wechseln wöchentlich eine Menge Mails untereinander und mit der Redakteurin und schreiben mit dem Lehrerhandbuch mindestens ihre 3. Staatsarbeit. Nachts träumen sie auch manchmal vom Matherad.

Was man also braucht, wenn man ein Schulbuch schreibt? Einen Verlag, der nicht verbiegt, was man sich vorstellt, sondern alles genau so erfüllt, wie es entwickelt wurde. Eine Redakteurin, die sich durch die Manuskripte mit ganz viel Übersicht und Sorgfalt arbeitet und immer donnerstags neue Arbeit für das Wochenende parat hat. Und nicht zuletzt ein Autorenteam, das sich einig ist, nicht jede Kleinigkeit ausdiskutiert, den gleichen Kuchengeschmack hat und sich über jede entstandene Seite freut.

Und als nach all der Arbeit das ersehnte Paket mit ihrem „Baby“ gedruckt und gebunden im Briefkasten lag: Aufregung, Freude, Erleichterung, Vorfreude auf die Arbeit damit und ganz viel Stolz!

Und würden sie es wieder tun? Warum nicht! Aber erst mal müssen sich die zwei erholen!

Liebe Leserin, lieber Leser,
warum macht das Schulbuchschreiben so großen Spaß? Weil es toll ist …

… sich inhaltlich in viele spannende Themen hineinzuarbeiten,
… Schulbuchseiten mitzugestalten,
… sich in seine Schülerinnen und Schüler hineinzuversetzen und zu überlegen, wie man die Themen spannend aufbereitet,
… den Kolleginnen und Kollegen an den Schulen gut im Unterricht einsetzbare Materialien anzubieten,
… sich mit den anderen Autorinnen und Autoren über das entstehende Produkt fachlich auszutauschen,
… und unbeschreiblich, das fertige Buch in den Händen zu halten und zu wissen, wie viel Mühe dahinter steckt.

Es gibt viele Gründe, aktiv an der Gestaltung von Schulbüchern mitzuwirken. Mein Name ist Cordia Oude Hengel und ich unterrichte an einer Realschule in Niederkassel (NRW) die Fächer Geschichte, Sozialwissenschaften und Politik. Am Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung Siegburg bilde ich als Fachleiterin für das Fach Geschichte Lehramtsanwärter/Innen aus.

Die Schnittstelle von Schule, schulpraktischer Lehrerausbildung und Mitarbeit im Schulbuchteam des Klett-Verlages eröffnet mir viele neue Perspektiven, schärft meinen Blick und bereichert mein Denken für die vielen Tätigkeiten in den unterschiedlichen Bereichen.

Die Gestaltung guter Unterrichtsstunden hängt maßgeblich mit der Verwendung guter Materialien zusammen. Zudem lädt ein gutes Schulbuch viele Schülerinnen und Schüler zur Mitarbeit ein und hilft den Lehrerinnen und Lehrern enorm bei der täglichen Unterrichtsvorbereitung. Neben diesen Aspekten ist es natürlich so, dass Material, welches neugierig macht und Interesse weckt, auch dabei hilft, dass im Unterricht weniger gestört wird.

Ein/e gute/r Schulbuchautor/in sollte unbedingt praktische Lehrerfahrungen haben und dazu Liebe zum fachlichen Inhalt und eine ganze Portion Kreativität mitbringen. Wer sich in seine Schülerinnen und Schüler hineinversetzen kann, dem fällt es leichter. Denn manchmal ist es nicht so einfach, die geforderten Inhalte der Lehrpläne adressatengerecht und ansprechend umzusetzen. Diese Chance bekommt man aber eben dann, wenn man in einem Schulbuchteam mitarbeitet.

Wenn Sie die investierte Zeit in Geld umrechnen und wenn Sie nicht viel Liebe zum Detail mitbringen, dann sollten Sie lieber die Finger vom Schulbuchschreiben lassen. Wenn Sie aber eine spannende, kreative Schreibtätigkeit neben Ihrem Job als Lehrerin oder Lehrer suchen und intensive Planungs- und Abstimmungsprozesse nicht scheuen, dann sollten Sie es einmal versuchen. Es lohnt sich! Ihr Blick auf Schulbücher wird sich garantiert verändern und schärfen! Freuen Sie sich auf das schöne Gefühl, eigene Seiten im Schulbuch herzustellen und mit einem netten Team intensiv zusammenzuarbeiten!

Ihre Cordia Oude Hengel

Cordia Oude Hengel ist Autorin bei "Zeitreise"
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